Petra Vorderwinkler fragt nach... – Im Gespräch mit Martina Schober
Gemeinsam mit der Bezirksfrauen-Vorsitzenden Michaela Binder (Foto: ganz rechts) habe ich Martina Schober, Inhaberin der Boutique "m-iwear" besucht. Wir haben uns darüber unterhalten wie es ihr geht, was die Situation für ihre Branche bedeutet und wie es weitergehen muss.
"Martina, wie geht's dir? Wie war das letzte Jahr und vor allem die letzten beiden Wochen für dich?"
Die Situation belastet mich sehr. Nach einem Jahr Unsicherheit und vielem Hin und her hab' ich wieder Hoffnung geschöpft als es hieß, es darf wieder aufgesperrt werden. Die vergangene Woche hielt dann allerdings ganz was Anderes für mich bereit. Ich spür' Hoffnungslosigkeit und immer noch komplette Unsicherheit in der Gesellschaft. Das ist nichts was den Verkauf ankurbelt, im Gegenteil. Die Stimmung ist extrem gekippt.
Ich muss dir ehrlich sagen, mir fehlen im Moment Perspektiven für eine positive Zukunft. Ich will einfach nur arbeiten und das tun, was ich liebe. So wie viele andere auch. Aber ich bin mittlerweile etwas müde und traurig geworden.
"Was bedeutet die Situation für dein Geschäft?"
Mit meinem Geschäft hab' ich mir einen Herzenswunsch erfüllt. Es lief 4 Jahre richtig großartig und dann kam Corona und eine wirre Regierungsentscheidung nach der anderen, die folglich unsichere, müde und grantige Menschen hinterlassen haben. Menschen, die sich irgendwann ans Sich-Zurückziehen gewöhnt und Perspektiven verloren haben. Es ist einfach zuviel schiefgelaufen. Das bekommen wir jetzt zu spüren.
Viele meiner Kundinnen kommen einfach zur zum Plaudern. Manchmal bin ich auch Psychologin. Was völlig in Ordnung ist. Wir sitzen nämlich alle im selben Boot und Zusammenhalt ist wichtig. Zusammenhalt, den ich seitens der Regierung absolut nicht spür'.
Auch die Meldungen aus der Branche sind sehr traurig. Viele kleinere Labels und Boutiquen haben bereits zu. Auch sie konnten sich diese Unsicherheiten nicht mehr leisten. Du musst dir vorstellen: Mode zählt, aufgrund der Saisonalität, ebenso zu verderblichen Waren. Daher ist Planbarkeit für uns sehr wichtig, ja unumgänglich. Diese vermisse ich nun seit über einem Jahr. Ein kleines Beispiel: Ich muss bereits im Mai für den Winter bestellen. Nur: Was wird wie, wann und wie lange möglich sein? Was soll ich bestellen und wieviel davon? Was wollen bzw. können die Menschen überhaupt kaufen?
"Wie ist es dir mit den Coronahilfen ergangen?"
Sagen wir, durchwachsen. Manches hat sehr gut funktioniert. Teilweise sind die Hilfen aber sehr kompliziert und verwirrend angelegt. Man fragt sich zwischendurch, wann darf ich was beantragen? Der größte Schwachsinn sind die Investitionsförderungen. Da müsst' ich mich in die Schulden schmeißen damit ich was bekomm'. Das ist Augenauswischerei und keine Hilfe.
"Was hätte besser organisiert sein müssen?"
Wenn ich von der Regierung höre, dass alles getan wurde, dann sage ich schlicht und einfach: "NEIN, das stimmt nicht!" Auf uns Kleinen z.B. hat man in vielerlei Hinsicht vergessen. Es passt sovieles nicht zusammen. Die Kommunikation während dieser Krise ist gewaltig schiefgelaufen. Meiner Meinung nach war diese Auf-Zu-Strategie das größte Übel. Ich hoffe inständig, dass damit endlich Schluss ist.
Warum bringt es die Regierung nicht zustande, Politik für alle zu betreiben. Eigentlich wäre es sehr einfach: VertreterInnen von überall – von den Kleinsten bis zu den Größten – an einem Tisch versammeln und gemeinsam Entscheidungen für alle treffen. Ich sage es nocheinmal: Wir sitzen alle im selben Boot. Aber wo bleibt der Zusammenhalt? Mein Vertrauen ist mittlerweile sehr angeknackst.
"Was wünscht du dir für die Zukunft?"
Planbarkeit und Einteilung müssen möglich bleiben. Das ist aber kein Wunsch, vielmehr eine Forderung!
Es muss ein Konzept her, das hält – ein Fahrplan für alle unterschiedlichen Größen von Geschäften. Lockdowns sind kein wirkungsvolles Mittel mehr. Ich möchte, dass meine Boutique offen bleiben darf – gerne mit Konzept und sinnvollen Auflagen! Ich möchte mich wieder positiv auf die Zukunft einstellen können und nicht bangen müssen, ob ich das Jahr wirtschaftlich überstehe oder nicht. Es muss an alle (!) gedacht werden. Wir werden mit dem Virus leben müssen und es ist an der Zeit sich mit langfristigen Konzepten zu beschäftigen, die Öffnungen ermöglichen ohne Existenzen zu gefährden. (Ende)
Anmerkung von Petra Vorderwinkler: Ich bedanke mich bei Martina Schober für ihre Zeit, die persönlichen Worte und den Einblick in ihre Branche. Nach und nach werden die Folgen der Chaos-Strategie der Bundesregierung sichtbar. Wir, als SPÖ, werden uns für eine faire Politik für alle ÖsterreicherInnen einsetzen, weil es so nicht weitergehen kann.