SPÖ NÖ fordert Aufschwundmilliarde für den Bezirk
Die Pandemie hat klar gezeigt wo es hakt. Missstände wurden regelrecht an die Oberfläche gespült. Auswirkungen der fehlenden Investitionen (z.B. im Bereich der ganztägigen Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen und der Digitalisierung) machen die Versäumnisse der Regierung spürbar. In 15 Monaten haben es die ÖVP und die Grünen nicht geschafft, weder die allgemeine Situation noch die Situation in den Bildungseinrichtungen zu verbessern. PädagogInnen, Eltern und Kinder leisten großartige Arbeit und machen das Beste aus der Situation. Aber sie müssen sich auch auf Hilfe verlassen können – sie brauchen unsere Unterstützung! Hier geht es zu unserem Gespräch mit WNTV!
Die erstrebenswerte Situation
Für vollbeschäftigte Eltern müssten folgende VIF-Kriterien gegeben sein:
(VIF = Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf)
- mindestens 47 Wochen im Kindergartenjahr geöffnet (dh. max. 5 Tage geschlossen!)
- mindestens 45 Stunden pro Woche werktags, dh. von Montag bis Freitag geöffnet
- an vier Tagen wöchentlich mindestens 9 ½ Stunden geöffnet (z.B. Montag bis Donnerstag: 7 bis 16:30 Uhr)
- Angebot von einem (warmen) Mittagessen für die Kinder
Die Realität schaut nur leider anders aus: Nur ein knappes Viertel der 2019/20 betreuten Kinder (24,5%), besuchte Einrichtungen, die alle VIF-Kriterien erfüllen. Die "VIF-konformen" Einrichtungen gibt es in den Bezirken um Wien. Es bestehen große regionale Unterschiede.
Optimalzustand vs. Realität
33% der Eltern im Bezirk haben einen ganztägigen Betreuungs-Bedarf für ihre Kinder, finden jedoch keinen Platz. Das zeigt, wie wichtig es ist, finanzielle Mittel aufzustocken. Wiener Neustadt ist in NÖ sogar Schlusslicht, was das Angebot an Betreuungsplätzen für das 1. Lebensjahr betrifft. 47% der Eltern müssen regelmäßig Großeltern/Verwandte zur Unterstützung bei der Betreuung von Kleinkindern unter 3 Jahren in Anspruch nehmen (Quelle: ÖIF-Studie 2020, Elternbefragung vor Corona). Mehr als die Hälfte der Befragten in NÖ (60%) fühlen sich von den zuständigen Stellen (eher) wenig unterstützt. Es besteht dringender Handlungsbedarf.
IST-Zustand – Problemfelder in Niederösterreich auf einen Blick:
- Zu wenig und gleichzeitig ein zu teures Angebot für Kinder unter 2,5 Jahren.
- Sehr problematisch ist die Lücke bei der Betreuung von 2- bis 3-Jährigen (nach der Karenz).
- Bei der Betreuung der unter 1-Jährigen ist Wiener Neustadt Schlusslicht.
- Das Sozialpartner-Papier von 2020 schlägt hier konkrete Ausbauschritte bis 2023 bzw. 2025 mit Rechtsanspruch vor.
- Die Öffnungszeiten in den Kindergärten sind meist nicht mit einem Vollzeitberuf vereinbar (30,5 Schließungen/Jahr und < 9 Stunden pro Tag). Vor allem ist die Bedarfserhebung in NÖ erschreckend und problematisch: Erst ab drei Kindern findet Nachmittags-Betreuung statt.
- Die Bildungsqualität leidet durch schlechte Rahmenbedingungen (Gruppengröße etc.) und durch zu wenig qualifiziertes Personal.
- Ausgebildete KindergartenpädagogInnen müssen nur in Kindergärten (nicht in Tagesbetreuungseinrichtungen) eingesetzt werden und dort auch nur vormittags.
- Akademische Ausbildung ist nicht vorgesehen (nur freiwillig ohne bessere Bezahlung).
- Es besteht eine hohe Drop-Out-Rate im Beruf, geringer Männeranteil und drohender Personalmangel (aufgrund der schlechten Bezahlung)
Forderungen für eine rasche Verbesserung
Die SPÖ fordert...
- ... einen Rechtsanspruch auf Gratis-Betreuungsplätze ab dem 1. Lebensjahr!
- ... flächendeckende, inklusive, ganztägig, ganzjährige, hochqualitative, kostenlose Kinderbetreuungseinrichtungen (Kinderkrippen, Kindergärten) in ganz Österreich nach den VIF-Kriterien, sowie die Möglichkeit der Schaffung von Verbandsstrukturen für Gemeinden, um Kinderbildungseinrichtungen in allen Ecken und Enden Österreichs zu ermöglichen.
- ... eine Reduktion der Schließtage auf Wiener Niveau, von 30 auf 5.
Frauen – die Verliererinnen der Krise
Wir sprechen von einem unmittelbaren Zusammenhang, wenn es darum geht Menschen – vor allem Frauen – wieder in die Arbeit zu bringen. Dafür muss Qualitative Kinderbetreuung gewährleistet sein.
Frauen waren bzw. sind von der Krise am schwersten betroffen und haben Großartiges geleistet, um Österreich durch die Krise zu führen. Sie sind im Handel und im Dienstleistungssektor stark eingesetzt und zusätzlich haben sie das Home-Schooling mit ihren Kindern und die Pflege von Familienangehörigen gestemmt.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Frauen, um Beruf und Familie zu vereinbaren ist ein Einkommen, von dem sie leben und unabhängig sein können. Dafür brauchen wir auch ein größeres Angebot an Umschulungen und Weiterbildungen speziell für Frauen.